Eingewöhnung
Eingewöhnungsphase
Für ein Kind ist das Gefühl der Geborgenheit und des Wohlbefindens sehr wichtig. Insofern sollten Personen, die das Kind betreuen, dem Kind gut bekannt sein. Je vertrauter dem Kind die Person und die Umgebung ist, desto wohler wird es sich fühlen. Das Vorhandensein einer vertrauten, engen Beziehung (Bindung) ist für kleine Kinder existentiell wichtig.
Hat ein Säugling oder ein Kleinkind zu einer Person eine Bindung aufgebaut, fühlt es sich sicher und kann von diesem „sicheren Hafen“ aus, den die Bindungsperson bietet, seine Umwelt untersuchen. Ist es verunsichert, ängstlich oder braucht Hilfe, benötigen Kinder Bindungspersonen als „Basisstation“, bei denen sie Schutz bekommen und Unterstützung erfahren.
Der Aufbau einer Bindung ist Grundlage für das Lernen und hat somit große Bedeutung für die frühkindliche Entwicklung. Dem Kind muss Gelegenheit gegeben werden, sich durch eine Eingewöhnungszeit im Beisein seiner Eltern allmählich mit der Tagespflegeperson vertraut zu machen. Behutsam können Eltern und Tagespflegeperson den Rollentausch planen und dem Kind eine weitere Bezugsperson nahe bringen bzw. dafür Sorge tragen, dass das Kind die Tagespflegeperson als zusätzliche Sicherheitsbasis erlebt.
Dabei ist grundsätzlich von einer Eingewöhnungszeit von drei Wochen auszugehen. Anhand der Reaktionen des Kindes und den individuellen Gegebenheiten wird die Gestaltung und Dauer der Eingewöhnung anpasst. Bei vielen Kindern reicht bereits eine Eingewöhnungszeit von 14 Tagen. Das Kind sollte während der Eingewöhnungsphase möglichst immer von derselben Person begleitet werden, damit eine Kontinuität in den Abläufen gewährleistet ist. Erst wenn das Kind der Tagespflegeperson gegenüber ein ausgeprägtes Bindungsverhalten zeigt, ist die Eingewöhnungszeit beendet.
Die Eingewöhnungsphase gestalten wir nach den Richtlinien des sogenannten „Berliner Eingewöhnungsmodells“, welches sich auf das INFANS- (Institut für angewandte Sozialpädagogik) Konzept von 1990 stützt.
Grundphase
Mutter oder Vater kommt mit dem Kind in die Einrichtung. Hilfreich ist dabei das Mitbringen eines Kuscheltieres. Während der 1 bis 2 Stunden bei der Tagespflegeperson sollten die Eltern/das Elternteil eher passiv, d.h. aktionslos sein und z.B. kein Spielzeug dem Kind reichen. Das Kind sollte zu nichts gedrängt werden. Die Tagespflegeperson beobachtet das Kind in erster Linie und versucht vorsichtig Kontakt zum Kind aufzunehmen, indem es ihm Spielangebote macht. In den ersten 3 Tagen findet kein Trennungsversuch statt
Trennungsversuch
Ab dem 4. Tag übernimmt die Tagespflegeperson die Versorgung des Kindes. Unter Mitnahme eines Kuscheltieres, Schnullers etc. (sog. Übergangsobjekt) kommt ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind in die Einrichtung.
Das Elternteil verabschiedet sich nach einigen Minuten klar und eindeutig, verlässt den Raum bzw. Wohnung, in dem sich das Kind und die Tagespflegeperson aufhalten, für ca. 30 Minuten; bleibt aber in der Nähe. In den darauffolgenden Tagen wird die Abwesenheitsdauer langsam ausgedehnt. Je nach Reaktion des Kindes auf den Trennungsversuch treffen die Eltern und die Tagespflegeperson dann eine Entscheidung über die Eingewöhnungsdauer.
Mißglückt der Trennungsversuch, sollte er erst in ein paar Tagen (frühestens ab dem 7. Tag) wiederholt werden.
Stabilisierungsphase
In dieser bezugspersonenorientierten Phase fängt das Kind an, sich auf die neue Bindung/Situation einzulassen und sie neu zu entdecken. Der begleitende Elternteil löst sich bewusst aus der Situation.
Abschlussphase
Trotz größer werdender Abstände, in denen das Kind allein bei der Tagespflegeperson ist, sollten die Eltern verlässlich erreichbar und, wenn notwendig, abrufbar sein. Der Abschied zwischen Eltern und Kind hat immer bewusst und nicht durch ein heimliches Wegschleichen zu erfolgen. Es ist unbedingt zu Vermeiden, dass sich die Eltern ohne Abschied wegschleichen, da dies andernfalls beim Kind zu Irritationen, Vertrauensverlusten und Ängsten führen kann.
Die Eingewöhnung ist beendet, wenn das Kind sich schnell von der Tagespflegeperson trösten lässt und Bindungsverhalten zeigt.
Trennungsphase
Auch wenn es an dieser Stelle vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen mag, so müssen wir auch an die Zeit der Trennung denken. Damit der Übergang zum Kindergarten möglichst unbeschwert klappt, ist auch die Verabschiedung aus dem Wichtelstübchen ein emotionaler und mitunter nicht einfacher Weg, der einer Planung bedarf. Hierzu wird mit dem Kind im Vorfeld kindgerecht kommuniziert und – sofern gewünscht – auch schon mal der Kindergarten mit den „großen“ Kindern und den dortigen Erzieherinnen besucht. Ziel ist es keine für das Kind als plötzlich erfahrene Trennung zu vollziehen, sondern behutsam und feinfühlig das Kind auf die neue Lebenssituation vorzubereiten.